Angeln in Costa Rica - HechtundBarsch.de

Angeln in Costa Rica

Ein Artikel von hechtundbarsch.de-Gründer Toni Wehn 

Im Dezember 2017 war ich mit meiner Freundin knapp drei Wochen in Costa Rica und war mehrere Tage angeln. Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung aus recherchierten Informationen, Tipps von Freunden/ Bekannten sowie meinen persönlichen Erfahrungen. Ich habe fast ausschließlich an der Pazifikküste gefischt, dennoch habe ich auch ein paar Informationen zum Süßwasserangeln und zum Fischen auf der Karibikseite gesammelt, die ich hier nicht vorenthalten möchte.

Angellizenz

Einen Fischereischein wie in Deutschland braucht man in Costa Rica nicht, eine Angellizenz aber schon. Man kann diese online beim Fischereiamt INCOPESCA erwerben, irritierernderweise wird die "Sport Fishing License" jedoch auch als "sport fishing card from boat" benannt. Ich kann mir eigentlich kaum vorstellen, dass man damit dann nicht vom Ufer aus angeln darf, weiß es aber nicht genau. Auch geht aus den Texten nicht hervor, ob diese Lizenz auch im Süßwasser gültig ist. Die einheimischen Ticos, die ich gefragt habe, lachten bei der Frage nach der Lizenz. Wer auf der sicheren Seite sein will, geht mit Spanischkenntnissen oder Wörterbuch-(App) in das zuständige Amt.

Kleiner Snook auf Blinker beim Angeln in Costa Rica

In Costa Rica braucht man keinen Fischereischein - super, um das Angeln mal auszuprobieren! Hier meine Freundin Becci mit einem kleinen Snook auf Blinker.

Pazifikküste: Mal Pais / Santa Teresa

Auf der Pazifik-Seite des Landes wohnten wir in Santa Teresa, einem wirklich schönen, sehr speziellen Surferort. Auch wenn das Dörfchen definitiv vom Tourismus lebt, ist vieles irgendwie verschlafen und naturbelassen. Der Fischerhafen liegt im Nachbarort Mal Pais. Wer mit dem Boot oder Kayak rausfahren möchte, einen nützlichen Angeltipp in Erfahrung bringen möchte oder einfach nur etwas Fisch für's Abendessen kaufen will, fährt die einzige Straße bis zur südlichsten Stelle am Fußballplatz vorbei, dann kann man den kleinen Hafen nicht verfehlen.

Potenzielle Zielfische

Der Pazifische Ozean ist an Artenvielfalt kaum zu überbieten. Vor der Küste Costa Ricas kann man etliche interessante Fische beangeln, für die meisten muss man nicht einmal weit rausfahren. Allerdings sind die Fangchancen zum Teil sehr abhängig von der Jahreszeit, daher habe ich in der folgenden Tabelle mal aufgelistet, wann man welche Fische am besten befischen kann.

Zielfisch Beste Fangchancen
Mahi Mahi (Goldmakrele) November - Dezember
Marlin Januar - April
Sailfish (Segelfisch) Januar - April
Roosterfish ganzjährig
Yellow Fin Tuna (Gelbflossenthunfisch) ganzjährig
Wahoo Juni - Juli
Red Snapper Juni - Juli
Cubera Snapper ganzjährig
Jack Crevalle November - April
Snook  November - April


Tabelle 1: Zielfische auf der Pazifikseite in Costa Rica

Angeln vom Ufer

Bei den richtigen Bedingungen kann man vom Ufer gut fangen, wichtig sind dabei die Spotwahl, das Beachten der Tide und der Wellen.

Spotwahl

Als ich vor Ort war, hatte ich am Strand von Santa Teresa und Mal Pais große Schwierigkeiten, den Köder in einen interessanten Bereich zu werfen. Hauptgrund dafür war ein sehr starker Wellengang, der es mir nicht erlaubte, im Wasser zu stehen und damit bereits einen Großteil der Distanz zu überbrücken. Besser lief es auf der Ostseite der Halbinsel Nicoya, bei Montezuma. Hier sind die Wellen meist kleiner und man kann gut ins Wasser waten. Eine weitere gute Stelle ist die Flussmündung des Rio Bongo nördlich von Manzanillo, diesen Spot empfahl mir Veit Kazimiersch, Teamangler von Shimano. Um zu dieser Stelle zu kommen, fährt man eine Weile den Strand entlang, da dort keine Straße hinführt.

Es ist extrem wichtig, die Tide zu beachten, da man den Strand bei Flut nicht befahren kann. Also beim Fischen keinesfalls die Uhr (und damit die Tide) aus den Augen verlieren, sonst ist der Heimweg schwierig! Generell kann man sagen, dass Flussmündungen, an der Süß- und Salzwasser sich mischen, immer einen Versuch wert sind.  

Cubera Snapper auf Drunk Bait
Drunk Bait fängt auch am Pazifik: Hier ein Cubera Snapper auf Champagner Steffi am 10-Gramm-Jigkopf

Rute, Rolle & Köder

Was das Tackle betrifft, gehen die Meinungen auseinander. Eine Rute mit 240cm Länge oder mehr, kombiniert mit einer salzwasserfesten 4000er Rolle machen in jedem Fall Sinn.

Doch es gibt Angler, die primär mit 25 g Meerforellenblinker fischen, andere schleudern Wurfpilker bis 150 g.

Eine Patentlösung gibt es nicht, allerdings kann man sagen, dass die meisten Fische an der Oberfläche, oberflächennah oder im Mittelwasser gefangen werden.

Jiggen am Grund ist nicht nur weniger vielversprechend, es wimmelt auch nur so von Felsen und diese Hänger lassen sich vom Ufer häufig nicht gut lösen. 

Köder mit denen ich gut gefangen habe, waren:

  • silberne Blinker, 
  • Oberflächenköder verschiedener Art (Popper, Stickbaits, Whopper Plopper),
  • flachlaufende Wobbler mit guten Wurfeigenschaften,
  • aber auch mit leicht bebleiten Gummifischen war ich recht erfolgreich.

Dass Know-How eigentlich immer mehr wert ist als teures Equipment, machen einem am Ufer die einheimischen Ticos vor. Zunächst suchen sie die Futterfische, die von den Sardinen an die Wasseroberfläche getrieben werden (häufig sind dort auch Pelikane und/oder andere Wasservögel zu Gange), dann werfen sie mit der Handleine lassoartig ein Paternostersystem, das nur aus monofiler Schnur, silbernen Haken (ohne Köder) und Birnenblei besteht, in den Schwarm. Sobald sie eine Sardine haben, wird diese lebendig an einen größeren Haken gebracht und mit einer zweiten Handleine wieder per Lassowurf ins Meer befördert. Gerade Snooks lieben Sardinen und gehen den Ticos so sehr häufig auf den Leim. Natürlich lässt sich das Ganze auch mit einer Rute praktizieren.

Beim Vorfach ist es ähnlich wie bei uns im Süßwasser: Dickeres Fluorocarbon (>60) reicht in den meisten Fällen, wer allerdings auf Nummer sicher gehen will, sollte lieber Stahl oder Titan nehmen und wird auch damit seine Fische fangen.   

Hier ein Video von mir zum Ufer- und Kayakangeln an der Pazifikküste Costa Ricas:

Angeln vom Kayak

Das Fischen vom Kayak ist nicht nur im Süßwasser klasse – auch an der Pazifikküste kann man wahre Sternstunden erleben. Ich hatte so einen Tag. Beim Kayakangeln ist es extrem wichtig, sich gut vor der Sonne zu schützen. Lange Kleidung, Sonnenbrille und Cap/Hut, ggf. auch ein Face Shield sind empfehlenswert. Ähnlich wie beim Uferangeln ist man zunächst auf eine Stelle angewiesen, an der die Wellen nicht ganz so hoch sind. Eignen tun sich dafür z.B. eine kleine Flussmündung in Manzanillo sowie der etwas geschützte Hafen von Mal Pais. Zwar fährt man mit dem Kayak in der Regel nicht besonders weit raus (durchschnittlich 2 km vom Ufer), dennoch kann man im Grunde alles fangen, sogar Sailfish sind schon vom Kayak aus gehakt worden. Die gewöhnlichen Zielfische sind allerdings Jack Crevalles, Cubera Snapper, Yellowfin Tuna, Roosterfish und Snook.

Guides und Mietkayaks

Ich war in Playa Hermosa mit einem wirklich kompetenten Spinn- und Fliegenfischer Kayakangeln. Er nimmt $120 für einen Kayak-Vormittagstrip (mindestens 3,5 Stunden bis maximal 6 Stunden Angelzeit) und macht auch Touren vom Ufer:

Rute, Rolle & Köder

Hier kann man fast das selbe Tackle nutzen, wie vom Ufer (siehe oben), allein die Rute darf ruhig etwas kürzer sein. Idealerweise würde ich eine Rute mit ca. 2,10 m Länge und Wurfgewicht bis 40 g sowie eine 4000er Rolle nehmen und hauptsächlich Oberflächenköder und Wobbler benutzen. Wer ein Guiding bucht, braucht eigentlich gar kein Tackle mitbringen, da der Vermieter/ Guide alles Nötige da hat.  

Jack Crevalle auf Topwater-Köder

Jack Crevalle auf Topwater-Köder an der leichten Spinnrute vom Kayak - traumhaft!

Angeln vom Boot

Auch wenn die Fangchancen vom Ufer und vor allem vom Kayak wirklich gut sind, ist das Angeln vom Boot natürlich alles in allem der erfolgversprechendste und der komfortabelste Weg.

Guiding

  • Es gibt am Hafen von Mal Pais mehrere kleine Guidingunternehmen, es ist ein bisschen undurchsichtig, wer da genau mit wem zusammenarbeitet. Jemand, der alle Guides kennt, ist Josue Mora Valerio (Facebook: Jungle Boy Tours, Telefon: +506 8688 7092), er kann euch auf jeden Fall eure maßgeschneiderte Angeltour organisieren und sich, falls notwendig, auch um Alternativprogramm (z.B. Wanderungen, Tauchgänge, Surfen, Reiten) für die Familie kümmern.
  • Alternativ kann ich euch auch das Guidingunternehmen empfehlen, an das mich Josue vermittelt hat, nämlich Miguel und Marlo Barrios Wilson von Costa Rican Tropical Tours. Die beiden haben vor einiger Zeit das Familiengeschäft ihres Vaters und Großvaters übernommen und wissen genau Bescheid, wann man wo welche Fische beangelt. Die Preise sind wie bei Josue abhängig von der Dauer und dem Zielfisch sowie ein wenig Verhandlungssache. Ein Standardpreis ist z.B. 200$ für einen 3 Stunden Mahi Mahi - Trip (zur richtigen Jahreszeit).

Tackle

Ich hatte zum Wurfangeln eigenes Gerät da, doch die Guides vor Ort vertrauen vor allem beim Schleppangeln auf ihr gewohntes Tackle und – so war zumindest mein Gefühl – wollen auch nicht unbedingt auf "fremdes" Gerät umsteigen. Vom Boot werden in Costa Rica die meisten Fische geschleppt gefangen, auch fürs Werfen und zum Vertikalangeln haben die Guides eigentlich alles da, was man braucht. Da ich auch keine x verschiedenen Ruten für jeden Anwendungsbereich mitnehmen konnte, war ich eigentlich ganz froh darüber, dass die Guides vernünftig ausgestattet waren.

Ich war 2x3 Stunden auf Mahi Mahi und Roosterfish unterwegs und habe meine Erlebnisse in diesem Video zusammengefasst:

Karibik & Süßwasserangeln

Die Angelbedingungen bzw. die Fischbestände sind auf der Karibikseite nicht ganz so gut wie am Pazifik. Die Hauptzielfische sind Snook, King Mackerel, Wahoo, Cobia, Barrakuda, Albacore, Mahi Mahi, Wahoo, Grouper, verschiedene Arten von Snappern und vor allem der Tarpon. Dieser Zielfisch ist der Hauptgrund dafür, dass viele Angler bei ihrer Reise auch die Karibikseite ansteuern.

Es gibt viele Camps die sich auf Tarponangeln spezialisiert haben, z.B. in Tortuguero und in Manzanillo (Tarponville). Diese Camps bieten ein auf Spinn- und Fliegenfischer gut zugeschnittenes Gesamtpaket, die kostengünstigste Variante ist es aber sicherlich nicht. Unterkünfte sind in Costa Rica generell nicht so teuer und ein gutes Guiding mit etwas Mühe auch organisierbar. 

Daniel Philip, der Guide, den ich oben genannt habe, bietet teilweise auch Trips im Süßwasser und auf der Karibikseite an und kann alternativ auch immer einen Kollegen empfehlen. Die wenigsten, die zum Angeln nach Costa Rica fahren, denken dabei ans Süßwasserangeln. Doch auch die Flüsse und Seen dieses Landes beherbergen echte Schätze, die beliebtesten Zielfische sind Tarpon, Guapote (Rainbow Bass) und Machaka, die alle sowohl mit der Spinn- als auch mit der Fliegenrute zu fangen sind.

Guides, die mir in Costa Rica empfohlen wurden, sind ein Einheimischer namens Chuta, der an einem Fluss in der Nähe der Stadt Canas (Email: natural.river.rafting@gmail.com, Telefon: +506 8831 3428) auf Guapote und Machaka guided und der US-Amerikaner Ron Saunder (www.arenalfishing.com), der Guiding am Lake Arenal anbietet.

Angeln in Costa Rica auf der Karibik-Seite bei Tortuguero

Ein Tarpon-Guiding-Gast von Daniel Philip auf der Karibik-Seite bei Tortuguero

Zusammenfassung für Lesefaule

  • Region: Wer auf Tarpon verzichten kann, sollte an den Pazifik fahren. Die Halbinsel Nicoya eignet sich hervorragend für die Angelei vom Ufer und vom Kayak/Boot.
  • Lizenz: Online die Sport Fishing License erwerben oder bei Unklarheiten ein Fischereiamt besuchen. Einen Angelschein wie in Deutschland braucht man nicht.
  • Rute: Ich habe hauptsächlich mit einer Custom Coastal (3-teilig, 290cm, 8-27 Gramm) von Savage Gear gefischt und kam damit super zurecht. Wenn ich mich für eine Rute für Ufer und Boot/Kayak entscheiden müsste, würde ich eine etwas kürzere und eine etwas stärkere Rute wählen, z.B. die Reiserute Roadrunner in 2,43 mit 20-80g.
  • Rolle: Ich kann die Okuma Ceymar und Okuma Inspira (beide salzwasserfest) jeweils in der 40er Größe ganz klar empfehlen.
  • Köder: Topwater-Köder aller Art, Blinker, Wurfpilker, flachlaufende Wobbler mit guten Wurfeigenschaften und Gummifische mit Jigs von 10-30g. Farbkombinationen mit Silber liefen bei mir am Besten. Wer mit Köderfischen angeln will, sollte ein paar Paternoster mit kleinen Silberhaken mitbringen, um Sardinen zu fangen.
  • Sonstiges: Zangen/ Hakenlöser, Handschuhe, Polbrille, Sonnencreme und ein altes Paar Schuhe fürs Waten (Spitze Felsen, Rochen im Sand) mitnehmen.

Fragen zum Thema können gerne per Kommentar gestellt werden. An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei Markus, Webi, Leo von Angeljoe Potsdam und Veit von Shimano für die hilfreichen Tipps vor und während meines Aufenthaltes bedanken. Ohne eure Hilfe hätte ich mich deutlich schwerer getan!

Petri Geil! Toni