Nach einer harten Arbeitswoche entschloss ich mich relativ kurzfristig, den Sonntag in Stralsund zu verbringen um mich mal wieder meiner größten Leidenschaft zu widmen. Am Samstagabend musste ich mir noch schnell eine Begleitung organisieren, denn auch wenn Angeln natürlich auch alleine Spaß macht, bin ich schon jemand, der etwas Gesellschaft bei solch einem Trip bevorzugt. Ein kurzer Anruf bei meinem Kumpel Toni - Reiseziel und Wetterbericht durchgegeben - schon war er überzeugt.
Um halb sechs machten wir uns mit Sandwiches, Getränken und natürlich meinem umfangreichen Angelequipment auf den Weg. Während wir uns im Auto schon mal gedanklich auf den Tag einstimmten, konnten wir einen traumhaft schönen Sonnenaufgang bewundern – ein Bild, dass sich uns Stadtbewohnern und Berufstätigen auch nicht täglich bietet. Um kurz nach acht erreichten wir Altefähr, das von Stralsund aus auf der gegenüberliegenden Seite des Strelasunds liegt. Ich hatte hier ein Boot reserviert um gezielt meine Lieblingsstellen ansteuern zu können. In Stralsund lässt es sich auch von Land aus relativ gut angeln, da vor allem im Stralsunder Hafen häufiger auch schöne Zander gefangen werden. Wie ich aber schon mehrfach erwähnt habe, genieße ich die Flexibilität eines Bootes beim Angeln sehr und wenn man schon solch einen Tagestrip macht, möchte man ja auch keine Kompromisse eingehen.
In Altefähr war richtig viel los, denn es war der erste Sonntag nach der Eisschmelze und der letzte Sonntag vor der Schonzeit für Hechte. Relativ logisch, dass jeder passionierte Angler in der Gegend versuchte, diesen Sonntag ideal für sich zu nutzen. Wir stiegen also in unser Boot, das wegen seiner Größe und Beschaffenheit wirklich ideal für unser Vorhaben geeignet schien, und fuhren den ersten Hotspot an. Auch wir hatten es auf Hechte abgesehen. Wie die meisten von euch vielleicht wissen, ist es eine gute Möglichkeit, Hechte an Stellen zu erwischen, an denen die Wassertiefe ein großes Gefälle hat. Denn genau dort lauern die Hechte häufig, warten bis ein Beutefisch über eine Kante geschwommen kommt und attackieren ihn dann aus der Tiefe. Wegen eines Versehens der Bootsvermietung hatten wir kein Echolot bekommen, doch das war kein wirkliches Problem. Zum einen kenne ich die interessanten Stellen auf dem Strelasund quasi auswendig, zum anderen bietet die Schifffahrtsrinne auch eine gute Orientierung, um die Kanten zu finden. Und bei einem Andrang wie am Sonntag ist es sowieso einfach, denn die einheimischen Angler wissen meistens auch ziemlich gut, wo die Hechte zu finden sind. Wir bestückten unsere Ruten mit Gummiködern, ankerten in der Nähe einiger anderer Boote am Rande der Schifffahrtsrinne relativ zentral auf dem Sund und fingen an auszuwerfen.
Zwar waren wir dick eingepackt und trotzdem tat es gut, sich bei 3 °C mal ein bisschen zu bewegen. Leider bewegten nur wir uns, am anderen Ende der Rute blieb es ruhig. Da auch die anderen Boote in unserer Nähe keine Erfolge vermelden konnten, zogen wir weiter und versuchten es am Hafeneingang – keine Spur von Hechten. Wir steuerten eine weitere Lieblingsstelle von mir nahe der Rügenbrücke an, diesmal waren wir alleine – doch auch die Hechte mieden unsere Gesellschaft. Unsere Laune war trotzdem grandios – die Sonne schien, keine Wolke am Himmel, die Temperatur war bereits auf 10 °C geklettert. Wir waren auf dem Wasser, die Silhouette von Stralsund vor uns. Wir genossen es einfach, unseren Sonntag in der Natur verbringen zu können. Trotzdem waren wir auch hier um etwas zu fangen, lichteten also erneut den Anker. Wir versuchten es im Hafen, Zander wollten auch keine anbeißen. Immer wenn ein Angelboot an uns vorbeifuhr, erkundigten wir uns nach der jeweiligen Ausbeute: „Nichts. Nicht mal ein Biss.“ Das war exakt der Wortlaut, den wir von überall hörten. Einerseits ist es schön, auf Leidensgenossen zu treffen, andererseits nimmt es auf immer wieder ein kleines bisschen Hoffnung auf den eigenen Erfolg. Ich beschloss, dass wir es wieder an der ersten Stelle versuchen sollten, da ich dort bisher insgesamt am meisten Glück gehabt hatte. Wir ankerten wieder am Rand der Schifffahrtsrinne und zogen die Gummiköder über die Kante. Es passierte gar nichts.
Bei uns setzte Galgenhumor ein, meine Hoffnung auf einen Fang reduzierte sich aufs Minimum. Wir hatten mehrfach den Ort gewechselt und Gummiköder in verschiedenster Größe, Form und Farbe ausprobiert. Toni forderte mich auf, noch etwas tiefer in die Trickkiste zu greifen und ich hatte eine Idee: Ich packte eine selbstgemachte Krebspaste eines Angelkumpels (Dennis Fichtner) aus, die er selbst als „unwiderstehlich“ angepriesen hatte und bestrich meinen Köder damit (Lieblingskoeder Whisky). Ob ihr es glaubt oder nicht, ich warf den Köder aus und nach einer Sekunde begann meine Rolle zu rattern! Endlich! Ich holte einen schönen 86er Hecht an Bord. Der Tag war gerettet. Auch wenn die Natur und die Atmosphäre im Vordergrund stehen, ist es schwer zu leugnen, dass wir ohne einen einzigen Fang schon etwas enttäuscht nach Hause gefahren wären. Wir warfen noch ein paar Mal mit Paste präparierte Köder aus, es blieb aber bei dem einen Hecht. Gegen 16 Uhr steuerten wir den Heimathafen in Altefähr an, packten zusammen und fuhren müde, aber sehr zufrieden heimwärts. Und die Moral von der Geschicht‘, vergiss die gute Krebspaste nicht.
Bis zum nächsten Mal wünsche ich euch allen ratternde Rollen.