Freiheit für die Köder!
Dies ist das Motto des Free-Rigs und es ist wörtlich zu nehmen. Gewicht und Köder sind hier unabhängig voneinander und zeigen so ganz besondere Eigenschaften. Natürlich gibt es ähnliche Aufbauten auch bei anderen Rigs. Bei Texas-Rig, Jika-Rig und auch bei der Cheburashka sind Köder und Gewicht flexibel miteinander verbunden. Dennoch erreicht das Free-Rig den größten Freiheitsgrad des Köders, ohne dabei die Hängerneigung stark zu erhöhen, wie es beim Carolina-Rig oder der Drop-Shot-Montage der Fall wäre. Wie das ganze funktioniert, wie es montiert wird und wie und mit welchem Gerät ihr es am besten fischt, das könnt ihr in den folgenden Abschnitten erfahren.
Bestandteile des Free-Rigs
Was braucht ihr nun alles fürs Free-Rig? Das ist schnell erklärt und sehr übersichtlich.
- Ein Haken, wobei ein Offset-Haken zu bevorzugen ist, um die Eigenschaften des Free-Rigs optimal ausnutzen zu können.
- Ein Gewicht: Hierbei sind Stabgewichte mit eingearbeitetem Wirbel am oberen Ende vorzuziehen. Es gehen vom Prinzip aber auch Birnenbleie. Ob die Gewichte aus Blei oder aus Tungsten sind, spielt erstmal keine Rolle. Doch dazu später etwas mehr.
- Die Vorfachschnur: Hier solltet Ihr in jedem Fall auf eine gute Fluorocarbonschnur setzen. Sie ist besonders abriebfest und im Wasser nahe an unsichtbar. Wenn ihr eine Hauptschnur aus FC fischt, dann entfällt dieser Punkt unter Umständen.
- Eine Gummiperle als Knotenschutz
Aufbau des Free-Rigs
Wie wird das Rig nun aufgebaut? Dies ist im Grunde mehr als simpel. Gehen wir mal von der heute verbreitetsten Schnurkombination aus geflochtener Hauptschnur und Fluorocarbin vorfach aus, dann knüpft ihr an die Hauptschnur ein FC-Vorfach ab etwa 0,22er Stärke. Man kann natürlich auch noch dünner fischen, das macht aber in den meisten Fällen nicht viel Sinn und das dickere Material ist einfach etwas resistenter gegen Abrieb.
Hauptschnur und Vorfach verbindet Ihr am besten mit einem FG-Knot. Alternativ bieten sich auch kleine Vorfachringe an, wenn die Vorfächer eher kurz gehalten werden.
Auf das Vorfach wird dann das Stabgewicht mit der Öse aufgefädelt. Dieses läuft frei auf der Schnur. Anschließend folgt eine kleine Gummiperle. Diese kann notfalls auch weggelassen werden, wenn man die Montage möglichst unauffällig halten möchte, verhindert aber, dass die Öse des Gewichtes über den Knoten rutscht oder selbigen beschädigt. Sie macht also schon Sinn.
Als Letztes wird der passende Haken angeknotet. Wie bereits erwähnt, kommt hier meist ein Offset-Haken zum Einsatz, aber auch Aberdeen-Haken sind möglich, wenn die Hängergefahr nicht übermäßig hoch ist.
Damit wäre der Aufbau des Rigs bereits komplett.
Wie funktioniert das Free-Rig eigentlich?
Grundprinzip der Free-Rigs, ist die maximale Trennung von Gewicht und Köder bei der Führung, also nicht ein fixierter Abstand zwischen Gewicht und Köder, wie beim Carolina- oder Dropshot-Rig, sondern ein sich währende der Führung ständig verändernder Abstand. Damit entwickelt der Köder ein ganz besonders interessantes Laufverhalten und kann dennoch recht punktgenau und wenig hängerträchtig präsentiert werden. Ist die Schnur aus Spannung, so sind Gewicht und Köder direkt beieinander. Wird die Montage nun angezupft, dann lösen sie sich auch gemeinsam vom Grund. Daraufhin fällt das Gewicht sehr schnell wieder, während der Köder, bedingt durch die geringe Reibung zwischen Öse und Schnur, sehr viel langsamer hinterher trudelt.
Wie stark diese Verzögerung ist, hängt vom verwendeten Köder und von der Führungsweise ab. Selbst am Grund liegend hat der Köder aber noch maximales Spiel und bei einem Biss wird dieser über die Schnur direkt in die Rutenspitze übertragen, da das Gewicht ja vom Fisch nicht mitbewegt werden muss. Er spürt also bei der Aufnahme des Köders auch keinen direkten Widerstand. Dies bietet verschiedene Vorteile, die später noch detaillierte besprochen werden.
Wie wird das Free-Rig richtig geführt?
Aus dem vorhergehenden Abschnitt ergibt sich schon die erste Idee für die richtige Führung des Rigs. Die simpelste Variante, welche allerdings nicht das volle Potenzial des Free-Rigs ausnutzt, ist das Schleifen über den Gewässergrund. Das volle Spiel entfaltet das Free-Rig, wenn der Köder über die Rute mehr oder weniger aggressiv angelupft wird. Hierbei sollte nicht sofort wieder Kontakt aufgenommen werden, da man ansonsten den Köder schnell wieder durch die Öse ans Gewicht heranzieht.
Besser ist es, den Köder an leicht locker gehaltener Schnur herabsegeln zu lassen.
So bleibt den Fischen mehr Zeit, um den Köder zu nehmen und der Unterschied zum Texas-Rig, Jika-Rig oder zum klassischen Jigkopf lässt sich voll nutzen. An dieser Stelle kommen dann auch die richtigen Köder zur Sprache.
Welche Köder eignen sich besonders gut für die Präsentation am Free-Rig?
Prinzipiell lässt sich das Free-Rig mit allen Gummiködern kombinieren. Besonders gut funktionieren aber Krebsimitate und gesalzene, sowie aromatisierte Weichplastikköder. Wie bereits erwähnt, bemerken die Raubfische beim Free-Rig keinen direkten Widerstand nach der Köderaufnahme. Sind die Köder zusätzlich mit Geschmack versehen, dann ziehen Barsch und Co. oft vehement mit dem Köder ab, wie man es vom Schwarzbarschangeln kennt und lassen dem Angler so Zeit, für einen verzögerten Anschlag, der häufig richtig gut sitzt. Dies macht das Angeln mit dem Free-Rig einerseits sehr erfolgreich und andererseits sehr, sehr spannend.
Köder, die ich erfolgreich mit dem Free-Rig einsetzte:
- Illex Cover Craw
- Noike Donkey Boo
- X Zone Lures Muscle Back Finesse Craw
- Noike Smokin Dad
- X Zone Lures Punisher Punch Craw
- Noike Yabby
- #LMAB Finesse Filet Craw
Florian Penno: Schöner Elbzander auf Free-Rig gefangen
Schnurwahl zum Angeln mit dem Free-Rig!
Um die vorgenannte Eigenschaft das Free-Rigs bestmöglich zu nutzen, sollte auch die Schnurwahl angepasst sein. Am besten funktioniert das Free-Rig an durchgehender Fluorocarbonschnur. Diese gibt dem Fisch, durch erhöhte Dehnung gegenüber Geflecht, noch mehr Freiraum bei der Köderaufnahme und er nimmt den Köder noch argloser. So wird die Bissverwertung noch weiter erhöht. Keine Panik, ihr bekommt die Bisse trotz oder gerade wegen der größeren Dehnung wunderbar mit. Probiert es doch einfach mal aus.
Welche Ruten braucht ihr zum Angeln mit dem Free-Rig?
Alle typischen Rig-Ruten sind bestens geeignet. Eine sensible Spitze sollte vorhanden sein, um die Bisse möglichst gut anzuzeigen, ohne dem Fsch zu viel Widerstand entgegenzusetzen. Wenn dann ein gutes Rückgrat für den Anschlag folgt und die Rute über eine tolle Rückmeldung verfügt, dann habt ihr eure Traumrute für das Fischen mit dem Free-Rig gefunden. Besonders gut machen sich bei dieser Methode Ruten mit einer Solid-Tip, also einer eingespleißten Vollcarbonspitze. Notwendig sind diese aber ausdrücklich nicht.
Florian Penno: Auch Barsche haben Krebse am Free-Rig zum Fressen gern
Zusammenfassung
Hier noch einmal ein paar wichtige Infos zum Free-Rig in der Zusammenfassung:
- Der Köder ist bestmöglich vom Gewicht getrennt, ohne in einem bestimmten Abstand fixiert zu sein.
- Dadurch fällt der Köder langsamer als das Gewicht und entfaltet eine besonders interessante Aktion.
- Beim Biss spürt der Raubfisch keinen direkten Widerstand und zieht so häufig richtig mit dem Köder ab, gerade, wenn dieser gesalzen und aromatisiert ist.
- Es können oft verzögerte Anschläge mit gutem Erfolg gesetzt werden.
- Bisse werden direkt in die Rutenspitze übertragen, auch wenn sie auf den liegenden Köder erfolgen, da das Gewicht nicht vom Fisch mitbewegt werden muss.
- Das Free-Rig ist äußerst simpel und aus wenigen Komponenten aufgebaut.
- Die Führung ist denkbar einfach und dennoch sehr variabel.
- Die Technik lässt sich das ganze Jahr über anwenden und funktioniert auch im Winter bestens.
- Jede Rig-Rute ist für die Führung geeignet.
- Am besten sollte Fluorocarbon-Hauptschnur verwendet werden, dies ist aber kein Muss.
- Das Free-Rig erzeugt durch schlankes Gewicht und Offset-Haken sehr wenig Hänger.
Fazit zum Free-Rig
Noch ein paar Worte zum Schluss. Das Free-Rig gibt euch beim Angeln mit Weichplastikködern im wahrsten Sinne des Wortes neue Freiheiten. Es ist durch die schlanke Form des Gewichtes und den Offset-Haken sehr wenige anfällig gegen Hänger. Das Angeln ist äußerst spannend, da die Bisse, bei denen die Fische mit dem Köder abziehen, einfach genial sind. Es lässt sich im Grunde überall statt dem klassischen Jigkopf oder anstelle eines Texas-Rigs einsetzen und hat noch viele weitere Anwendungsmöglichkeiten. Barsche und Zander reagieren sehr gut auf das Free-Rig und gleichzeitig habt ihr eine optimale Wintermontage an der Hand, wenn das Wasser wieder knackig kalt wird.
Wer ist bei all diesen Vorteilen noch nicht überzeugt? Also ich schon. Probiert es doch gleich mal aus. Alles, was ihr zum Binden und Fischen braucht, findet ihr bei uns im Shop.
Stramme Schnüre und ganz viel Petri,
Florian