Angeln im Harz: Tipps und Tricks für Ufertouren an der Talsperre - HechtundBarsch.de

Angeln im Harz: Tipps und Tricks für Ufertouren an der Talsperre

Irgendwie ist es ja ein seltsames Jahr. Klar, durch Corona hatten die meisten von uns zwar eine Menge Zeit zum Angeln, allerdings mussten wohl auch etliche Angler in Deutschland ihre geplanten Urlaube absagen.
Inzwischen kann man sich wenigstens in Deutschland wieder völlig frei bewegen und warum nicht unsere hiesigen Gewässer und Regionen für einen Kurztrip oder Urlaub nutzen? Ein absolutes Juwel in Sachen Angeln ist definitiv das Talsperrensystem im größten Mittelgebirge Deutschlands, dem Harz.
In diesem Artikel möchte ich euch einen Überblick darüber geben, wo man am besten übernachten und die entsprechenden Karten kaufen kann, wie man diese teils riesigen Gewässer richtig angeht und auch hier zuverlässig zum Erfolg kommen kann.

Gunnar mit Hecht aus einer Harzer Talsperre

Traumfisch aus der Talsperre – Mit Geduld und der richtigen Technik keine Seltenheit!

Talsperren im Ostharz – Das Rappbodesystem

Im Harz gibt es etliche Talsperren. Die bekanntesten sind wohl die Okertalsperre, der Oderstausee und die Rappbodetalsperre. In diesem Artikel wird es vor allem um die Talsperren des Rappbodesystems im Ostharz gehen, um den Rahmen nicht zu sprengen. Die Tipps und Tricks für diese Gewässer lassen sich aber auch auf viele andere Talsperren anwenden.
Wollt ihr mehr als nur einen Tagestrip in den Harz unternehmen findet ihr in Elbingerode und Wernigerode viele bezahlbare und gemütliche Unterkünfte. Eine Pension nah am Wasser findet sich z.B. auch in Königshütte in der Pension „Zum Felsen“. Ein guter Startpunkt für eure Touren an die Harzer Talsperren.

Tagesangelkarten im Harz erwerben

Tagesangelkarten gibt es für 15 € in den Tourismusinformationen in Elbingerode, Hasselfelde und Benneckenstein oder im „Fressnapf“ in Wernigerode. Für die Zillierbachtalsperre, nahe Wernigerode, gibt es die Angelkarten inzwischen auch online über www.fiskado.de.
An den Tourismusinformationen erhaltet ihr auch euren Parkausweis.

In Sachsen-Anhalt dürft ihr einen Großteil der Wald- und Forstwege mit dem Auto befahren, um ausgeschriebene Anglerparkplätze zu erreichen. Von diesen ist es nicht weit bis ans Wasser und es gibt sogar Behindertenpark- und -angelplätze. Wo genau diese sind, erfahrt ihr ebenfalls an den Informationsstellen vor Ort.

Wie funktioniert das Rappbodesystem?

Das Rappbodesystem besteht aus mehreren mehr oder weniger großen Talsperren, die fast alle der Trinkwassergewinnung dienen. Entsprechend gut ist die Wasserqualität und entsprechend klar auch meist das Wasser.
Für das Spinnfischen besonders geeignet sind folgende Gewässer: zum einen die namensgebende Rappbodetalsperre. Mit ihrer ungeheuren Wasserfläche und dem Verbot hier vom Boot zu angeln wirkt sie zunächst „unbezwingbar“, jedoch werdet ihr mit den Tipps weiter unten auch hier zum Erfolg kommen. Wichtig ist zu beachten, dass diese Talsperre mit 60m sehr tief ist.

Die interessantesten Bereiche liegen daher im hinteren Bereich des Gewässers, da das Wasser hier weniger tief ist und die Buchten kleiner und strukturreicher werden. Vor allem die Zuwegung über Hasselfelde, die Hasselvorsperre und über die Vorsperre in Trautenstein sind sehr interessant.

Des Weiteren könnt ihr um den Ort Königshütte die Talsperre „Trogfurther Brücke“ und das Hochwasserrückhaltebecken Mandelholz befischen. Beide sind aufgrund ihrer überschaubaren Größe und des guten Fischbestandes hervorragend für Tagestouren geeignet. Ebenfalls halten sich an diesen Gewässern die Laufwege in Grenzen. Auch hier ist das Angeln vom Boot oder Bellyboot verboten.

Bootsverleih in Wendefurth

Eine Besonderheit stellt die Talsperre Wendefurth dar. Da diese nicht zur Trinkwassergewinnung genutzt wird, kann man sich hier ein Ruderboot für 10€ am Tag ausleihen. Aber auch hier könnt ihr vom Ufer fischen und erfolgreich sein.

Der Bootsverleih hat meist von Ostern bis Mitte Oktober geöffnet. Außerdem eignet sich diese Talsperre auch für eure Liebsten, wenn diese euch im Urlaub begleiten. Neben Tretbooten und einem Restaurant gibt es hier eine der längsten Hängebrücken der Welt und eine „Mega-Zip-Line“ zu bestaunen.

Taktik und Tipps für einen erfolgreichen Angeltag

Bevor im weiteren Verlauf einzelne Tipps und Taktiken für jeden Zielfisch erläutert werden, einige einleitende Worte:

Die Talsperren des Rappbodesystems sind sich alle in einem ähnlich. Ihre Struktur gleicht der Form einer Badewanne. Verfolgt man die Uferlinien, so wird dies noch klarer. Die Uferkanten fallen nach einigen Metern steil ab, bis sie in einen ebenen Grund übergehen, der sich dann bis zur anderen Uferseite und der gegenüberliegenden Kante zieht. So betrachtet gibt es kaum nennenswerte Strukturen. Auch Krautbänke sind aufgrund des steinigen Untergrundes fast überall Mangelware. Dafür gibt es gerade an den Uferkanten viel Totholz und alte Baumstümpfe, die den Gewässern eine völlig eigene Struktur verleihen und für uns Angler interessant sind.

Es macht außerdem vor allem im Frühjahr, Spätherbst und Winter Sinn, eine Wathose dabei zu haben. Bei hohen Wasserständen gewinnt man so den ein oder anderen Meter an Wurfweite hinzu. An dieser Stelle möchte ich mich nun den einzelnen Zielfischen und den entsprechend besten Fangmethoden widmen. Da an den meisten Talsperren Boote und Bellyboote verboten sind, werde ich mich auf die Techniken des Uferangelns beschränken.

Hechte in den Talsperren: Vom Frequenzfischen bis zum Freiwassermonster

Der Hecht kann wohl als Zielfisch Nummer 1 gelten. Er ist sicher am einfachsten und schnellsten zu fangen und wenn die Bedingungen passen, kann man durchaus den Fisch des Lebens fangen.

Das Wichtigste zuerst:

Sucht den Wind!

Ohne eine ordentliche Böe auf dem Wasser ist es tatsächlich sehr schwer, einen der großen Talsperrenhechte ans Band zu bekommen. Eine Windstärke 4 kann es ruhig sein, ansonsten fällt zu viel ungebrochenes Licht in das sehr klare Wasser unserer Talsperren und die Fische stellen oft komplett das Fressen ein.

Die Hechtsaison beginnt im Harz zwar laut Kalender am 1. Mai, es kommt jedoch nicht selten vor, dass der Winter hier länger dauert als anderswo und die Hechte erst in der zweiten Maiwoche so richtig durchstarten. Dann fangt ihr sie in den flacheren Bereichen der Talsperren, immer in der Nähe der Einläufe der Bode. Hier solltet ihr definitiv eure Wathosen tragen, die Wasserstände lassen einem zumeist keine andere Wahl. Im Flachwasser funktionieren dann Gummifische um die 14 bis 20 cm sehr gut. Außerdem fangen Spinnerbaits, Chatterbaits und Glidebaits immer ihren Fisch. Zum Saisonstart dürfen die Köderfarben auch gern etwas auffälliger sein, die Hechte sind aggressiv und hungrig. Ab Ende Mai verteilen sich die Fische dann wieder zusehends auf der gesamten Wasserfläche.

Die klassischen Frequenz-Hechte fängt man dann den Rest des Jahres über vor allem unter den Uferkanten. Durch die fehlende Deckung in den meisten Bereichen der Wasserfläche, stehen sie sehr ufernah und nutzen das Totholz und die alten Baumstümpfe als Schutz und Unterstand. Hier fischt ihr am besten mittlere Gummifische und flach laufende Wobbler, um direkt über der Struktur euren Köder anbieten zu können. Außerdem steigen die kleineren und mittleren Hechte auch gern beim Jiggen mit kleinen Gummifischen ein, daher auch beim Barschangeln immer auf Stahl setzen! Klassische Köder wie Blinker oder Spinner sind im Harz kaum noch erfolgreich, zu lang hat die „alte Garde“ damit gefischt.

Gunnar mit Hecht aus der Talsperre im Harz

Ordentlich Wind und ein Wurf entlang der Uferkante brachten diesen schönen Hecht ans Band. Der KØFI in 18cm in Ghost Perch geht eigentlich immer.

Neben den kleineren und mittleren Hechten könnt ihr es natürlich auch ganz bewusst auf das eine Freiwassermonster anlegen. Hier gilt über das ganze Jahr: Bigbaits sind ein Muss. Auch wenn es manchmal bedeutet, dass man einen ganzen Tag ohne Biss bleibt, so fangt ihr vom Ufer am effektivsten einen wirklich großen Hecht, wenn ihr Köder ab 18cm aufwärts im Freiwasser fischt. Im Winter darf es gern eine Nummer tiefer sein, von Ende Mai bis Ende November nehmen die „Big-Mamas“ eure Bigbaits aber meist auf ca. zwei Meter Tiefe.

Barschangeln – Klasse statt Masse

Deutlich schwieriger, als einen guten Harzer Hecht zu fangen, ist es die wirklich großen Barsche zu erwischen. Es lohnt sich aber trotzdem sehr im Harz auf Barsch zu angeln. Ich habe selten einen Stachelritter unter 35 cm gefangen, die Durchschnittsgrößen sind also beachtlich.

Wirklich gut sind eure Chancen vor allem zwischen Juni und Mitte/Ende November. Dabei gilt es vor allem, Strecke an den Gewässern zu machen. Die Barsche stehen in den Harzer Talsperren häufig sehr weit auseinander, sodass nach einem Fisch an einem Spot nicht selten kein zweiter folgt.

Auch die Barsche halten sich gern direkt unter den Uferkanten auf, denn auch sie nutzen diese Strukturen und das Totholz als Deckung. Hier fangt ihr sie am besten, indem ihr kleine Gummifische zwischen 7 und 10 cm einfach durchleiert oder indem ihr auf Twitchbaits setzt. Im klaren Wasser mögen die Barsche lange Pausen beim Twitchen, nicht nur wenn das Wasser kälter ist.

Gunnar mit Barsch aus der Talsperre

Twitch, Twitch, Pause… genau in diesem Moment kam der Barsch aus dem Gehölz auf den Twitchbait geschossen.

Die größten Stachelritter sucht und findet man allerdings am besten beim Jiggen (Achtung, hierbei ist auch immer mit Hechten zu rechnen, also unbedingt Stahl nutzen!).

Die Barsche haben sich scheinbar damit abgefunden, dass es kaum Struktur in unseren Gewässern gibt und so stehen sie sehr oft grundnah und ziehen aktiv umher.

Die Erfahrung zeigt, dass es in den flacheren Talsperren sinnvoll ist, mit der Suche immer in der Nähe der Staumauer zu beginnen und sich bis ca. 2,5 m Wassertiefe vorzuarbeiten. In der Rappbodetalsperre solltet ihr euch die kleineren Buchten im hinteren Teil der Talsperre vornehmen.
Ködergrößen zwischen 7 und 12 cm funktionieren am besten, Jigköpfe sollten zwischen 7 und 14 g wiegen. Bei den Farben könnt ihr euch immer auf natürliche Dekore verlassen, aber auch Motoroil oder GPC fangen regelmäßig gute Fische.

Die heißesten Phasen des Tages sind definitiv die Morgen- und Abenddämmerung. Im tiefen Winter wird es zusehends schwerer die Barsche zu fangen. Häufig stehen sie so tief, dass man sie nicht mehr waidgerecht befischen kann.

Barsch kurz vor der Dunkelheit

Die magische 40 kurz vor der Dunkelheit geknackt – KØFI Perch in GPC sei Dank!

Zander in den Harzer Talsperren – schwierig, aber nicht unmöglich

Seit einigen Jahren werden auch Zander in unseren Gewässern besetzt. Vor allem in der Rappbodetalsperre und der Talsperre Wendefurth sind die Bestände inzwischen recht gut. Trotzdem sind die Zander sehr schwierig zu fangen, zu klar und oft auch zu kalt ist das Wasser.

Wer sie trotzdem befischen möchte, sollte auf sehr trübes Wetter und leichte Jigköpfe setzen. Kleinere Gummifische unter 10cm sind meiner Erfahrung nach erfolgreicher. Je nach Jahreszeit stehen die Zander teilweise sehr flach (Sommer) oder recht tief (Winter). Wie bei den Barschen ist auch hier die beste Zeit definitiv die Dämmerung, aber natürlich auch die Nacht, dann fangen, wie z.B. im Fluss, auch langsam geführte Wobbler unterhalb der Uferkante.

Zander im Harz gefangen

Leichter Jig und kleiner Köder konnten bei trübem Wetter diesen Zander aus der Talsperre zaubern.

Bach-, See- und Regenbogenforellen – Fliegen- und Spinnfischen auf Salmoniden

Eine Besonderheit des Talsperrensystems ist definitiv der exzellente Bestand an Salmoniden. In der Rappbodetalsperre ist es jederzeit möglich Bach- und Seeforellen zu fangen. In den anderen drei Talsperren, die in diesem Artikel beschrieben werden, gibt es einen tollen Bestand an Regenbogenforellen. Mehrfach im Jahr nehmen die Vereine Besatz vor, sodass man immer mit einer schönen Trutte rechnen kann. Am größten sind eure Chancen im April, wenn alle anderen Raubfischarten noch geschont sind. Kleine Gummifische und Spoons führen flach geführt zum Erfolg.

Vor allem in der Talsperre Mandelholz könnt ihr auch sehr gut mit der Fliegenrute agieren, hier habe ich schon den ein oder anderen silbrig-goldenen Tag erleben dürfen. Schwarze und braune Streamer laufen am besten. Eine Rute der Klasse 5 und eine Schwimmschnur sind perfekt geeignet.

Wooly Bugger fürs Forellenfischen im Harz

Ein klassischer, schwarzer Wooly Bugger führte hier zum Erfolg

Zusammenfassung

Ich hoffe, ich konnte mit diesem Artikel euer Interesse am Harz wecken. Die anglerischen Möglichkeiten sind hier wirklich vielfältig und es gibt auch für die ganze Familie einiges zu entdecken. Wenn ihr noch Fragen habt, haut sie gern in die Kommentare oder schreibt mir auf Instagram (glimmi_lmab). Gern gehe ich auch mit euch zusammen ans Wasser!

Petri, euer Gunnar