Herzlich Willkommen zum Gastbeitrag über das Barschangeln mit der Drop Shot Montage, speziell in Berlin. Diesen Artikel verdanken wir Felix Ulrich, der uns hier an seinen Erfahrungen teilhaben lässt und durchaus den einen oder anderen Tipp für uns parat hat. Wenn ihr Fragen habt oder Feedback geben wollt, könnt ihr das am Ende des Artikels gerne in den Kommentaren machen. Vielen Dank und viel Spaß beim Lesen.
Berliner Barsche: Dropshot überzeugt
Über das Barschangeln im Allgemeinen und auch über die unterschiedlichsten Methoden wurde schon so einiges geschrieben. Daher möchte ich euch in diesem Beitrag Tipps geben, wie man speziell mit der Dropshotmethode erfolgreich in Berlin auf Barsche angelt. Sicher könnt ihr auch mit Wobblern, Spinnern oder gejiggten Ködern Fische fangen, aber diese Methode hat sich bei der Jagd auf Hauptstadtbarsche als besonders effektiv erwiesen.
Ich wohne im Südosten Berlins und werde deswegen hier meine Erfahrungen teilen, die ich an den Ufern in diesem Gebiet gemacht habe. Allein der Bezirk Treptow-Köpenick hat 2062 ha Gewässerfläche, darunter sind Seen, Kanäle und natürlich auch Flüsse wie die Spree oder die Dahme. Die Größe entspricht ungefähr 36 % der gesamten Gewässerfläche Berlins.
Dropshot-Montage
Das Besondere an der Montage ist, dass der Köder oberhalb des Bleis angebracht ist und sich fast schwerelos im Wasser, immer etwas oberhalb des Gewässergrundes bewegen kann. Dabei bestimmt man durch den Abstand zwischen Köder und Blei, wie weit der Köder vom Boden entfernt ist. Man muss hierbei jedoch beachten, dass der Köder näher zum Grund kommt je flacher der Winkel der Schnur zum Grund ist. Diese Finesse-Methode ist auch deshalb besonders fängig, dass der Fisch den unbebleiten Köder leichter einsaugen kann als beim Jiggen.
Hier war Ronny erfolgreich mit seiner Drop Shop Montage vom Belly Boot aus unterwegs.
Tackle fürs Dropshot
Für das Dropshotangeln benötigt man nicht viel Tackle. Als Hauptschnur ist eine geflochtene Schnur mit einer Tragkraft von vier bis sechs Kilo gut geeignet. Diese reicht, um auch mal einen kleinen Zander oder Hecht als Beifang zu landen. Bei mir haben sich die Daiwa J-Braid X8 oder die Sunline PEx8 bewährt. Als Vorfach verwende ich Fluorocarbon in den Stärken 0,20 – 0,30mm. Hier kommt es auf die gute Abstimmung zur geflochtenen Schnur an. Falls man doch mal einen Hänger hat, ist es besser, wenn das Fluoro reißt und nicht die Hauptschnur. Dazu noch einen Einzelhaken und ein Dropshotblei und schon hat man alles für die Montage zusammen.
Das Fluorocarbon wird mittels eines Albright-Knotens mit der Hauptschnur verbunden. Der Knoten ist relativ einfach zu binden und hat eine hohe Tragkraft. Ein weiterer Vorteil ist, dass dieser gut durch die Rutenringe gleitet.
Ich wähle das Vorfach immer in einer Länge von zwei bis drei Meter, um einfach einen neuen Haken anbinden zu können und immer noch ein ausreichend langes Vorfach zu haben, falls doch mal etwas abreißt. Sehr gut geeignet sind Schnüre wie die FC1 von Stroft oder die Sunline Siglon.
Eine modifizierte Variante des oben erwähnten Albright Knotens und auch wie ihr den Haken anbringt, erklärt euch Dietmar Isaiasch in folgendem Video:
Berliner Schwierigkeit: Hänger
Leider haben wir in Berlin viele Hänger natürlichen und unnatürlichen Ursprungs und dadurch hat man beim klassischen Jiggen viele Abrisse. Ein Vorteil beim Dropshotten ist definitiv die geringere Hängeranfälligkeit. Um diese noch weiter zu minimieren, nutze ich ausschließlich Dropshot-Stabbleie. Diese sind gegenüber Rundbleien für Hänger noch weniger anfällig. Die speziellen Dropshot-Bleie werden nur auf die Schnur geklemmt und man kann dadurch schnell den Abstand vom Köder zum Grund variieren. 30 bis 50 cm haben sich zwischen Köder und Blei bewährt, sowie Gewichte zwischen sechs und zwölf Gramm. Meine Bleie gieße ich selbst und ummantele sie mit schwarzem Schrumpfschlauch. Die schwarzen Bleie sind unauffälliger im Wasser und man hat weniger Fehlbisse auf das Blei. Dazu gibt es in einem weiteren Beitrag nähere Informationen.
Basics für die Montage
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Geflochtene Hauptschnur mit einer Tragkraft von vier bis fünf Kilo
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Fluorocarbon als Vorfach mit einer zur Hauptschnur passenden Tragkraft
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Einzelhaken in der Größe 2 – 1/0
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Dropshot-Stabbleie mit einem Gewicht von 5 - 12g (wenn möglich in schwarz)
Geflochtene Hauptschnur und das Vorfach aus Fluorocarbon sind von der Tragkraft her aufeinander abgestimmt. Dazu die MUSTAD Drop Shot Haken.
Rute und Rolle
Genau richtig zum Dropshotten auf Barsch ist eine Rute mit einem Wurfgewicht zwischen 4 – 15 Gramm und einer Länge von 1,80 bis 2,40 Meter. Möchte man eher im Nahbereich angeln, reichen 1,80 Meter Länge und zehn Gramm Wurfgewicht - will man weiter raus, machen 2,40 Meter mehr Sinn.
Ein etwas härterer Blank mit guter Rückmeldung und im Idealfall einer SolidTip haben sich bei mir bewährt. Da man hauptsächlich am Grund angelt, hilft eine gute Rückmeldung der Rute beim Erkunden des Gewässergrunds. So könnt ihr Struktur und Beschaffenheit eurer Angelstelle ziemlich genau „lesen“. Außerdem animiert man beim Dropshotten den Köder viel über die Rute und da ist eine weiche Rute eher ungeeignet.
Ein gutes Modell für Einsteiger, aber auch für Fortgeschrittene, ist die Favorite BlueBird mit 1,92 Meter Länge und 4 – 12 Gramm Wurfgewicht.
Die Rolle ist mit einer Größe von 1000 - 2500 ausreichend dimensioniert. Ich habe an der BlueBird eine 1000er Shimano Stradic Ci4 montiert. Achtet darauf, dass die Rolle zur Rute passt und die Combo ausgewogen in der Hand liegt. Nicht jede sehr leichte Rute ist auch mit der leichtesten Rolle gut austariert, aber das könnt ihr ja bei eurem Fachhändler testen. Das sorgt für mehr Spaß beim Angeln und schont die Gelenke.
Geeignetes Tackle
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Rute mit guter Rückmeldung, Wurfgewicht bis 15g und einer Länge zwischen1,80 Meter und 2,40 Meter
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Stationär-Rolle in der Größe 1000 – 2500er (das Gewicht wird passend zur Rute gewählt)
Diese Drop Shot Montage ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Fliegengewicht: Mit der Fox Rage Drop Shot Fly und leichtem Stabblei. Befestigt man am Ende der Drop Shot Montage zwei Bleie, schlagen diese bei jeder Bewegung aneinander und erzeugen unter Wasser einen zusätzlichen Reiz für die Räuber.
Haken
Haken nutze ich in Größe 2 bis 1/0 - die Kleinen für die Würmer und die Größeren für die Kunstköder. Sie sollten sehr scharf und möglichst dünndrähtig sein, um einen sicheren Halt des Köders und eine gute Bissausbeute zu garantieren. Achtet auch darauf, dass der Hakenbogen relativ groß und das Öhr sauber gearbeitet ist. Ich vertraue auf den VMC 7119 und den Wide Gap Drop Shot von Mustad.
So sollten die Haken sein:
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Größe 2 -1/0, scharf und dünndrähtig
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großer Hakenbogen und stabiles Öhr
Köderauswahl beim Dropshotangeln
Das Schöne am Dropshotangeln ist, dass man alle Arten von Gummiködern verwenden kann, sowie Naturköder, wie zum Beispiel den klassischen Wurm oder einen Köderfisch. Diese Flexibilität bieten andere Methoden nicht in diesem Umfang. Im Winter lassen sich mit dem Wurm sehr gute Fische fangen, während im Sommer meistens das Gummi die größeren Exemplare bringt.
Gummiköder
Alles in den Größen von 2 – 4 Inch funktioniert hervorragend. An manchen Tagen fängt der Schaufelschwanz und das Krebsimitat besser, an anderen der Pintail oder das Wurmimitat. Das müsst ihr dann schon noch selbst herausfinden. Geeignet für das Fischen mit dem Dropshot-System sind sie alle.
Die Köder kann man in verschiedenster Weise am Haken befestigen. Beim Nosehook wird der Köder im vorderen Bereich durchstochen, beim Wacky hingegen mittig. Durch die Trennung von Blei und Köder, kann dieser sich freier bewegen als beim Jigkopf. Durch die spezielle Form des Anköderns kann man diesen Vorteil des Dropshotangelns noch verbessern. Meine Favoriten bei den Gummiködern sind ganz klar dei Köder von Keitech. Am fängigsten ist der EasyShiner und der SexyImpact. Die besonders weiche Gummimischung und das Aroma sind unwiderstehlich für die Barsche.
Die Drop Shot Montage ist vielseitig: Größe und Form kann nach belieben und Gewässer variiert werden; ebenso die Farben.
Als Köder könnt ihr verwenden
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Gummiköder von 2-4 Inch, von Action bis No-Action
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Natürköder aller Art
Köderfarben
Bei den Farben haben sich grün und braun bewährt, aber auch die Farben aus der Barsch-Alarm Edition. Je nach Trübung und Sonneneinstrahlung ist dort für jede Situation etwas dabei. Eine Farbe bei den Gummis sticht besonders hervor und das ist GreenPumpkin/Chartreuse. Könnte ich nur eine Farbe wählen, wäre es diese, ungeachtet der Sonneneinstrahlung oder der Gewässertrübung. Ich weiß nicht warum, aber darauf geht fast immer etwas und sei es nur der kleine 10 cm Spreebarsch.
Ich habe auch schon mit Ködern von Reins, fishup und anderen Marken Fische gefangen, aber die meisten Fische auf Kunstköder stets mit Keitech.
Diese Farben müsst ihr dabeihaben
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GreenPumpkin/Chartreuse
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LimeChartreuse
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Barsch (BA-Edition)
Hier der Keitech Swing Impact in GreenPumpkin/Chartreuse.
Naturköder
Meine größten Barsche habe ich mit dem klassischen Wurm, dem Dendrobena gefangen. So konnte ich schon Exemplare bis 37 cm landen und das ist für Berliner Verhältnisse schon eine gute Größe. An Tagen, wenn die Barsche besonders zickig sind, kann der Wurm dann noch den ein oder anderen Fisch ans Band bringen. Ein Tauwurm oder eine Hälfte davon gehen natürlich auch. Die Verwendung von toten Köderfischen am Dropshotsystem ist auch denkbar einfach. Der Haken wird von unten nach oben durch den Kopf gestochen und schon kann es losgehen. Beim Auswerfen sollte man vorsichtig sein, da diese Methode nicht sonderlich stabil ist.
Gut zu wissen:
Vom 1.1. bis 30.4. gilt in Berlin Kunstköderverbot für alles, was größer als 2 cm ist. Der Wurm ist aber als Naturköder keineswegs eine schlechte Alternative, um in dieser Zeit trotzdem Barsche zu fangen, vorausgesetzt man kann noch keine Anzeichen für das Laichgeschäft erkennen.
Köderführung
Ein Vorteil gegenüber dem Jiggen ist, dass man den Köder lange auf einer Stelle präsentieren kann. Hat man einen Spot gefunden wo die Barsche stehen, ist es möglich, den Köder direkt dort anzubieten und nicht nur vorbeizuziehen, wie zum Beispiel beim wobbeln.
Je kälter das Wasser ist, desto langsamer führe ich den Köder. Beim Angeln mit Wurm im Winter lasse ich ihn manchmal bis zu einer Minute liegen, bis der Biss kommt. Im Sommer wiederum, hat es eine fast unwiderstehliche Wirkung auf die Fische, wenn man die Köder aggressiv mit vielen kleinen Zupfern präsentiert.
Das solltet ihr beachten
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Je kälter es ist, desto langsamer führt ihr den Köder
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Kleine, aggressive Zupfer machen die Barsche verrückt
Gewässer
Wie am Anfang schon beschrieben, ist die Wasserfläche in meiner Umgebung, im Südosten Berlins, riesig. Ihr könnt also wählen, ob ihr unter einer Autobahnbrücke mit Graffiti (Britzer Verbindungskanal) oder in der Natur mit Bibern und Eisvögeln (Seddinsee) angeln wollt. Beide Spots sind nur eine halbe Autostunde auseinander und selbst mit den öffentlichen Verkehrsmitteln lassen sich viele Stellen problemlos erreichen.
Der Oder-Spree-Kanal ist seit 38 Jahren mein Hausgewässer.
Man kann am belebten Spreeufer am Treptower Park genauso gut Barsche fangen, wie an der idyllischen Müggelspree bei Hessenwinkel. Um etwas über den aktuellen Gewässerzustand zu erfahren, empfehle ich euch die Livedaten der Messstation des IGB Berlin auf dem Müggelsee. Einen guten Überblick über das aktuelle Wetter in Berlin mit Windgeschwindigkeiten und ausgewählten Wassertemperaturen bietet der Wetterbericht für Wassersportler. Um die Wasserstände im Blick zu haben, kann man sich bei PegelOnline informieren.
Benötigte Angelkarten
Ihr benötigt im Prinzip nur zwei Angelkarten, um einen Großteil dieser Gewässer befischen zu dürfen. Zum einen die DAV Berlin Karte und die Karte der Köpenicker Fischereivereinigung e.V. Beide sind in den meisten Berliner Angelläden erhältlich.
Gute Spots
Ich angle hauptsächlich vom Ufer aus, was sehr gut möglich ist, aufgrund der urbanen Struktur mit Stegen, Anlegern, Spundwänden und so weiter. Somit kann man viele der Angelstellen gut zu Fuß erreichen. Die guten Stellen für Barsche unterscheiden sich in Berlin natürlich nicht von denen in anderen Gewässern. Überall wo es Struktur gibt, kann man auch erfolgreich sein – an Brücken wie der Schloßbrücke in Köpenick, an Fähranlegern wie dem im Baumschulenweg oder an Spundwänden, zum Beispiel am Gosener Kanal.
Mein Tipp ist, nicht zu lange an einer Stelle zu bleiben, wo nichts beißt. Meistens ist der nächste Spot auch nur 50 Meter entfernt, aber diese 50 Meter können schon den entscheidenden Unterschied machen.
Zusammenfassung
Ich hoffe, es waren ein paar interessante Tipps für euch dabei und ihr habt Lust bekommen, meine Anregungen selbst einmal in die Tat umzusetzen. Berlin ist nicht Hamburg oder Amsterdam was das Fischen angeht, aber man kann immer ein paar nette Stunden beim Streetfishing verbringen und das meistens auch mit Fisch.
Sollet ihr noch Fragen haben oder möchtet ihr Lob oder Kritik loswerden, schreibt es einfach in die Kommentare.